Der Mörder Tetzner in Straßburg verhaftet.
Von seiner Frau des Mordes beschuldigt.
Leipzig. 5. Dezember. Nach einer bei der Kriminalpolizei eingegangenen Drahtmeldung ist der in Leipzig wohnende Kaufmann Tetzner, der bei Regensburg angeblich in seinem Auto verbrannt ist, Mittwoch nach mittags in Straßburg im Elsaß verhaftet worden.
Frau Tetzner, die durch die Leipziger Kriminalpolizei verhaftet wurde, hat gestanden, daß ihr Mann einen Unbekannten ermordet und mit dem Kraftwagen verbrannt hat. Er wollte dadurch den Anschein
erwecken, als ob er selbst verunglückt sei, um
auf diese Weise seine Frau in den Genuß
einer Unfallsversicherung zu bringen, die er
vor etwa vier Wochen in der Höhe von
142 000 Mark abgeschlossen hatte. Frau
Tetzner wird nach Regensburg überführt
werden. Gegen Tetzner wird bei der französischen Regierung das
Auslieferungsverfahren beantragt werden.
Tetzner geständig. — Seine Frau die Anstifterin.
Die Leipziger Kriminalpolizei teilt heute,
Donnerstag, folgendes mit: Tetzner ist in
vollem Umfange geständig, den Mord am!
27. November verübt zu haben, ebenso den l
Mordversuch am 21. November an einem
Handwerksburschen. Er beschuldigt seine
Frau der Anstiftung. Tetzners Ueberführung
nach Regensburg wurde bereits angeordnet.
Durch ein Ferngespräch verraten. Leipzig, 5. Dezerrber. Tetzners Spur
wurde durch den Leipziger Regierungsrat
v. Criegern im Flugzeug verfolgt.
Er verriet seinen Aufenthaltsort, nämlich
Straßburg, dadurch, daß er von dort aus
mit seiner Frau ein Ferngespräch
führte. Dadurch war es möglich, ihn sofort
auszuforschen und seine Verfolgung aufzunehmen. Erster Gewinn an dem Tod der Schwiegermutter. Leipzig, 5. Dezember. Der Vertreter Kurt Erich Tetzner genoß in
Oschatz, wo er früher wohnte, nicht den besten Leumund. Er hätte
dort das Zentralcafe von seiner Schwiegermutter, einer Frau Georgi,
gepachtet und mit seiner Frau bewirtschaftet. Nachdem die
Verdachtsmomente des Mordes und Versicherungsbetruges in Oschatz
bekannt wurden,
erinnerte man sich besonderer Umstände:
Seine Schwiegermutter war nämlich
längere Zeit krank und hatte die Absicht, sich
operieren zu lassen. Tetzner redete sie
aber davon ab, scheinbar deshalb, well sie
nicht gegen Todesfall versichert
war. Er überredete schließlich seine Schwiegermutter, dies zu tun,
und zwar gegen 10.000 Mark. Erst nachher ließ er es zu,
daß Frau Georgi operiert wurde. Drei Tage
nach der Operation starb Frau Georgi und
Tetzner nahm die Versicherungssumme in der
Höhe von 10.000 Mark in Empfang. Das
Zentralcafé ging auf seinen Namen über.
Frau Tetzner fiel in ihrer äußeren Erscheinung gegen ihren immer
eleganten Mann ab: sie ist etwa 22. Jahre alt. Aufgefallen ist, daß das
Ehepaar in Leipzig, wohin es aus Oschatz übersiedelte, mit einer
ganz neuen Wohnungseinrichtung einzog. Sie hatten zur Anschaffung
derselben die Versicherungssumme der im
Mai verstorbenen Schwiegermutter verwendet. Das Ehepaar lebte ganz
sich für sich, Besuche kamen nur selten.
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