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Redaktionelle Presseartikel, in denen Interessantes, Schauriges und Kurioses aus Oschatz oder von Oschatzern berichtet wurde  hat Grit Jähn gesammelt und „Oschatz-damals“ zur Verfügung gestellt. Sie finden diese Zeitungsausschnitte auch bei „facebook“ unter „Oschatz gefällt uns“ – aber es ist ja nicht jeder bei facebook angemeldet.

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09. Februar

Die „Dresdner Neueste Nachrichten“ berichteten von einem dreisten Raub:




Kirchenraub
Mügeln b. Oschatz 7. Februar
Einbrecher raubten aus der Kirche in Naundorf die metallenen Christusfiguren von den Kruzifixen, ein versilbertes Taufbecken und eine Gedenktafel aus Zinn.


09. Juli

Das „Neue Wiener Journal“ berichtete am 09. Juli 1924 über die Folgen der Inflation:




(Er lebt noch.) Der Bureaukratismus. diese spezifisch deutsche Einrichtung, ist von den Behörden schon oft totgesagt worden. Aber leider hört man immer wieder, daß er sein Haupt noch aus dem Sarge steckt. Er ist anscheinend nicht totzukriegen. In Strehla (Sachsen) erhielt dieser Tage ein Handwerksmeister von der Reichsbanknebenstelle Oschatz die Papiere der von ihm im Jahre 1922 gezeichneten Zwangsanleihe in Höhe von 10.000 Mark = 1 Millionstel Goldpfennig) zugesandt. Der Meister mußte für die kostbare Sendung, die als portopflichtige Dienstsache befördert worden war, 40 Goldpfennig, also 400 Milliarden Papiermark, zahlen.



17. April

Das „Neue Wiener Journal“ berichtete am 17. April 1927:
(Protest eines Majors gegen die Stadt-Vertreter.) Aus Oschatz (Sachsen) wird berichtet: Im Oschatzer „Gemeinnützigen" veröffentlicht Major a. D. v. Plate eine Zuschrift, in der es unter anderm heißt: „Gelegentlich der letzten Versammlung der Vereinigung der Offiziere des ehemaligen ersten Königlich sächsischen Ulanenregiments Nr. 17 wurde uns die Stellung der Mehrheit der Stadtverordneten von Oschatz zu der Platzfrage für die Aufstellung eines Denkmals zu Ehren des mehr als fünfzig Jahre in Oschatz gelegenen Regiments bekannt ­gegeben. Ich bin gewiß, daß heute noch von dem weitaus größten Teil der Bürger in Anhänglichkeit und Achtung des alten Regiments gedacht wird. Wenn nun die Mehrheit der Stadtverordneten nicht nur der Ausstellung eines Denkmals den größten Widerstand entgegensetzt, sondern, wie berichtet wurde, sich solche Leute auch noch in gehässigster und widerwärtigster Weise über das Regiment geäußert haben, so zeigt das wob! deutlich, daß in Oschatz, wie an so manchen Stellen, heute in der Stadtvertretung Leute sitzen, die mit dem alten Oschatzer Bürgertum kaum noch in Verbindung gebracht werden können. Blinder Partei- und Klassenhaß und gewissenlose Verhetzung haben auch hier jedes Gefühl der Achtung vor der Vergangenheit und für die Wahrung der Rechte Andersdenkender zerstört. Wird durch das Verhalten solcher Stadtverordneter die Aufstellung eines Ulanendenkmals unmöglich — und das ist es nach meinem persönlichen Empfinden —, dann darf die Stadt Oschatz wohl den traurigen Ruhm für sich in Anspruch nehmen, die einzige Garnison in Deutschland zu sein, die ihr ehemaliges Regiment entehren und vergessen will!"



4. August

Auch die Leser der „Salzburger Chronik“ wurden am 04.08.1928 über die Verlegung der Erdbebenwarte auf den Collm informiert:





Die Leipziger Erdbebenwarte wird verlegt.
Bei der Lage der Erdbebenware innerhalb der Stadt, inmitten des Universitätsviertels wird ihre hochempfindliche Apparatur von den durch den Verkehr entstehenden Erschütterungen stark beeinflußt. Als der Leiter der Warte, Prof. Weikmann, eine Berufung an die Hamburger Seewarte erhielt, machte er die Verlegung der Erdbebenwarte in freies Gelände zur Bedingung für sein ferneres Verbleiben in Leipzig. Seinem Ersuchen wird entsprochen und im nächsten Frühjahr mit den Arbeiten zur Errichtung der Erdbebenwarte auf dem 300 Meter hohen Collmberg bei Oschnitz gegonnen werden.



12. August

Am 12. August 1928 berichtete Herr oder Frau Wolff von der „Wiener Zeitung“ aus Washington:

Die amerikanische Luftflotte.
Washinton, 11. August. Gestern erfolgte durch Unterstaatssekretär ROBINSON die Eröffnung von zehn Angeboten, welche auf die Ausschreibung des Marineministeriums für die Pläne und den Bau zweier lenkbarer Luftschiffe des starren Systems von je 6 1/2 Kubikfuß eingegangen waren. Darunter befanden sich drei deutsche Planangebote, und zwar von Max Kasterer aus Apolda, Gustav Wilhelm Hagermann in Oschatz und der Firma Schütte in Berlin.

[der Oschatzer hieß lt. Einwohnerbüchern jedoch Hagemann. Er war Ingenieur und wohnte 1922 in der Altoschatzer Straße 24, 1931 und 1937 in der Dresdner Str. 14.]



1. Oktober

Die „Salzburger Chronik“ berichtete in ihrer Ausgabe vom 01.10.1929:






Die Finanznot der sächsischen Städte.

Der erste Bürgermeister der Stadt Oschatz hat eine Eingabe an den sächsischen Gemeindetag gerichtet, worin er darauf hinweist, daß eine große Anzahl sächsischer Städte in kürzester Zeit vor dem Zusammenbruche stehen. 65 Städte mit 45.000 bis 130.000 Einwohner schließen das Rechnungsjahr 1928 mit, nur drei Städte ohne engedecktes Defizit ab.




06. Dezember

Die „Tages-Post“ aus dem österreichischen Linz berichtete am 06.12.1929 von einem Mord und Versicherungsbetrug eines ehemaligen Oschatzer Gastwirtes



Der Mörder Tetzner in Straßburg verhaftet.
Von seiner Frau des Mordes beschuldigt.

Leipzig. 5. Dezember. Nach einer bei der Kriminalpolizei eingegangenen Drahtmeldung ist der in Leipzig wohnende Kaufmann Tetzner, der bei Regensburg angeblich in seinem Auto verbrannt ist, Mittwoch nach mittags in Straßburg im Elsaß verhaftet worden. Frau Tetzner, die durch die Leipziger Kriminalpolizei verhaftet wurde, hat gestanden, daß ihr Mann einen Unbekannten ermordet und mit dem Kraftwagen verbrannt hat. Er wollte dadurch den Anschein erwecken, als ob er selbst verunglückt sei, um auf diese Weise seine Frau in den Genuß einer Unfallsversicherung zu bringen, die er vor etwa vier Wochen in der Höhe von 142 000 Mark abgeschlossen hatte. Frau Tetzner wird nach Regensburg überführt werden. Gegen Tetzner wird bei der französischen Regierung das Auslieferungsverfahren beantragt werden.
Tetzner geständig. — Seine Frau die Anstifterin.
Die Leipziger Kriminalpolizei teilt heute, Donnerstag, folgendes mit: Tetzner ist in vollem Umfange geständig, den Mord am! 27. November verübt zu haben, ebenso den l Mordversuch am 21. November an einem Handwerksburschen. Er beschuldigt seine Frau der Anstiftung. Tetzners Ueberführung nach Regensburg wurde bereits angeordnet.
Durch ein Ferngespräch verraten.

Leipzig, 5. Dezerrber. Tetzners Spur wurde durch den Leipziger Regierungsrat v. Criegern im Flugzeug verfolgt. Er verriet seinen Aufenthaltsort, nämlich Straßburg, dadurch, daß er von dort aus mit seiner Frau ein Ferngespräch führte. Dadurch war es möglich, ihn sofort auszuforschen und seine Verfolgung aufzunehmen.
Erster Gewinn an dem Tod der Schwiegermutter.
Leipzig, 5. Dezember. Der Vertreter Kurt Erich Tetzner genoß in Oschatz, wo er früher wohnte, nicht den besten Leumund. Er hätte dort das Zentralcafe von seiner Schwiegermutter, einer Frau Georgi, gepachtet und mit seiner Frau bewirtschaftet. Nachdem die Verdachtsmomente des Mordes und Versicherungsbetruges in Oschatz bekannt wurden, erinnerte man sich besonderer Umstände: Seine Schwiegermutter war nämlich längere Zeit krank und hatte die Absicht, sich operieren zu lassen. Tetzner redete sie aber davon ab, scheinbar deshalb, well sie nicht gegen Todesfall versichert war. Er überredete schließlich seine Schwie­germutter, dies zu tun, und zwar gegen 10.000 Mark. Erst nachher ließ er es zu, daß Frau Georgi operiert wurde. Drei Tage nach der Operation starb Frau Georgi und Tetzner nahm die Versicherungssumme in der Höhe von 10.000 Mark in Empfang. Das Zentralcafé ging auf seinen Namen über. Frau Tetzner fiel in ihrer äußeren Erscheinung gegen ihren immer eleganten Mann ab: sie ist etwa 22. Jahre alt. Aufgefallen ist, daß das Ehepaar in Leipzig, wohin es aus Oschatz übersiedelte, mit einer ganz neuen Wohnungseinrichtung einzog. Sie hatten zur Anschaffung derselben die Versicherungssumme der im Mai verstorbenen Schwiegermutter verwendet. Das Ehepaar lebte ganz sich für sich, Besuche kamen nur selten.



07. Dezember

Einen Tag später ergänzte die „Freien Stimmen“:“ lesen:





Der Versicherungsmord im Auto
A. Leipzig, 6. Dezember. Zu der Mordsache Tetzner teilt die Leipziger Kriminalpolizei mit: Tetzner ist in vollem Umfang geständig, den Mord am 27. November verübt zu haben, ebenso den Mordversuch am 21. November an einem Handwerksburschen. Er beschuldigt seine Frau der Anstiftung. Jetzt tauchen Vermutungen auf, daß Tetzner auch am Tode seiner Schwiegerutter, der Frau Georgi, die ein Kaffeehaus in Oschatz betrieb, schuldtragend sei. Er hat ihr geraten, sich gegen 10.000 Mark versichern zu lassen. Dann ließ sich die Frau operieren und starb nach drei Tagen. Tetzner wurde schon damals in Oschatz deshalb schief angesehen und übersiedelte nach Leipzig. Nun will man auch diesen Fall nachgehen.


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