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war Bürgermeister der Stadt Oschatz vom 01.08.1914 bis 01.08.1939.

Ein selbstverfasster, ergreifender Lebenslauf und ein Artikel aus dem Oschatzer Tageblatt Nr, 187 vom 12, August 1924 über seine bisherige 10jährige Amtszeit. Beide Dokumente stammen aus der Sammlung des Heimatforschers Gerald Polster.
In seinem 364 Seiten umfassenden Kriegstagebuch (I. WK) sind aber auch Passagen zu lesen, die wohl dem Zeitgeist von damals geschuldet sind, aber unter heutiger Sicht aufgrund teils menschenverachtenden Zitate Kopfschütteln verursachen und ein anderes Bild von seiner Persönlichkeit zeigen, als in den hier veröffentlichten Dokumenten zu lesen ist.

 

Mein Lebenslauf

am 23. April 1880 bin ich in Konstantinopel im Hause Komondo-Han in der Jasitschi-Sokak (Schreiberstraße) als Sohn des damaligen Kaiserlich Deutschen Postsekretärs Otto Sieblist und seiner Gattin Ernestine, geb. Hestermann geboren. Mein Vater stammt aus einer alten flandrischen Familie, die in Kalbsrieth bei Artern einst zur Urbarmachung des sumpfigen Landes angesiedelt wurde. Sein Vater, mein Großvater, war Landvermesser und wurde seinerzeit nach Kassel versetzt, wo mein Vater das Realgymnasium besuchte und später meine Mutter kennenlernte.. Diese stammte aus einem hugenottischen Imigrantengeschlecht, das in Hanau angesiedelt wurde und diesem Ort viele Pastoren und Bürgermeister gab. Ihr Vater war zunächst Kurhessischer Offizier und dann Beamter des Konsistoriums in Kassel. Der Stammbaum meiner beiden Eltern lässt sich lückenlos bis zum 30jährigen Krieg verfolgen, dann fehlen die Kirchenbücher. Mein Vater wurde wegen seiner vorzüglichen Sprachkenntnisse - er beherrschte 17 Sprachen - als junger Beamter nach Konstantinopel geschickt, um dort ein deutsche Postamt zu eröffnen. Meine Mutter reiste ihm als Braut dorthin nach, als mein Vater an tropischen Krankheiten schwer darniederlag., sie wurden vom deutschen Botschafter und dem Botschaftsgeistlichen getraut, und sie pflegte ihn gesund. Ein Jahr nach der Eheschließung wurde ich, ein Jahr später mein Bruder Otto, jetzt Arzt in Leipzig, geboren. Als wir Jungen schulpflichtig wurden, ließ sich mein Vater nach Deutschland zurückversetzen und machte dann eine glänzende Karriere. In häufigen Versetzungen ging er schnell auf in seinem Beruf, war später fünf Jahre Vizepräsident der Oberpostdirektion Dresden. Er hat eine Menge Bücher geschrieben, die jeder Postbeamte braucht und kennt, ist zu fast allen internationalen Post- und Telegrafenkongressen abgeordert worden und war bekannt in In- und Ausland als hervorragender Fachmann. Meine Mutter war eine gute, stille, fromme Frau, die nur ihrem  Manne und ihren Kindern, – eine Schwester Lina, die später den Postrat Kleemann in Breslau heiratete, wurde 5 Jahre nach mir in Berlin geboren, – lebte. Meine Eltern sind in Leipzig gestorben und beerdigt, meine Mutter 85. mein Vater 87 Jahre alt.

Infolge der häufigen Versetzungen meines Vaters habe ich oft die Schule gewechselt. Zunächst war ich in der Vorschule des Falk-Realgymnasiums zu Berlin, dann in der Vorschule des Gymnasiums zu Trier, in der evangelischen Bürgerschule und im katholischen Gymnasium in Arnsberg in Westfalen, dann wieder in Berlin im Louisengymnasium zu Moabit, im großherzoglichen Gymnasium in Karlsruhe, im katholischen Gymnasium an Sankt Aposteln in Köln und schließlich im Gymnasium zu Banberg, wo ich das Abitur 1899 baute.
Ich habe, um immer mitzukommn, schon als Kind schwer arbeiten müssen, als zehnjähriger schon manche Nacht hindurch. Immer neue Lehrpläne, andere Orthographie, andere Vokabeln und Regeln, verschieden Lehrbücher, neue Lehrer, und Mitschüler, andere Dialekte und Gebräuche zwangen mich neben den laufenden Schularbeiten zu ständigen Nacharbeiten vorhergehender Lektionen und fortwährender Umstellung. So wurde ich z. B. in Religion bald lutherisch, bald reformiert, bald preußisch- oder badisch-uniert belehrt und in Köln ging ich, um nicht den Kontakt zu meinen Mitschülern zu verlieren, sogar täglich mit zur Frühmesse. Das hat mir nicht geschadet, im Gegenteil bin ich dadurch vielgebildeter, gewandter, toleranter und ernster gewesen als meine gleichaltrigen Mitschüler. Dies und der von Jugend an gewohnte eiserne Fleiß haben mir im ganzen Leben unendlich genutzt. In Bromberg wurde ich deshalb in den letzten drei Schuljahren ständig als Redner bei jedem feierlichen Aktus in der Aula vor Lehrern, Schülern, Eltern und Behördenvertretern herausgestellt und mit mancher Prämie dedacht.

Den schweren Schuljahren folgte eine glückliche, frohe Studentenzeit. Zunächst studierte ich vom Sommersemester 1899 an in Marburg an der Lahn, unserer alten Familienuniversität, Rechts- und Staatswissenschaften. Ich wurde bei der Saxonia aktiv und habe unter den hellblau-weiß-dunkelblauen Band und der hellblau-seidenen Mütze und dem hellblauen Tuch-Stürmer glückselige Tage verlebt. Als mein Vater nach Leipzig versetzt wurde, holte er mich zum Sommersemester 1900 dorthin zum weiteren Studium. Ich wurde bei dem Kartell der Saxonia, dem späteren RSC-Korps und späterer Landsmannschaft Saxo-Borussia aktiv. An ihr hänge ich mit ganzem Herzen, ihr grün-weiß-violettes Band soll meine Brust auch noch im Sarge schmücken. Viele Jahre habe ich als Vorsitzender des hunderte von alten Herrn umschließenden AH-Verbandes treu und mit Begeisterung gedient. In meinem Bund habe ich frohe, sorglose Zeiten verlebt, aber an Arbeit gewöhnt auch fleißig studiert.

1903 bestand ich das Referendarexamen, 1904 wurde ich Doctor juris utriusque. Als Referendar habe ich nacheinander beim Amtsgericht Leipzig, dem Amtsgericht Annaberg, der Staatsanwaltschaft und dem Landgericht Leipzig und beim Rechtsanwalt Dr. Max Berger in Leipzig gearbeitet. In verschiedenen Zeugnissen meiner Vorgesetzten wurde mir bestätigt, dass ich „befähigt sei, sehr fleißig und sorgfältig zur Zufriedenheit gearbeitet habe“, dass ich „ausgezeignete Urteilsentwürfe gefertigt, vorzügliche Rechtskenntnisse gezeigt“ hätte, dass ich „stets durchaus taktvoll und ein angenehmer und liebenswürdiger Gesellschafter“ gewesen sei,

Am 11. Januar 1908 habe ich das Assessorenexamen in Dresden bestanden. Am 3. März 1908 wurde ich auf Bewerbung unter einer großen Bewerberzahl zum Ratsassessor in Crimmitschau gewählt. Auch hier wurde mir in einem Zeugnis bestätigt, dass ich mich „als flotter, aber dabei gründlicher, geschickter und gewissenhafter Arbeiter mit sehr guten Rechtskenntnissen erwiesen und durch die gewandte und taktvolle Art des Verkehrs mit dem Publikum die besondere Zufriedenheit der Ausstellungsbehörde erworben“ hätte. Meine Assessorenzeit dauerte nur knapp elf Monate. Ende Dezember 1908 wählten mich aus über 50 Bewerbern die Stadtverordneten von Mittweida zum besoldeten juristischen Stadtrat und Stellvertreter des Oberbürgermeisters. 1914 wurde ich dort auf Lebenszeit gewählt. Mein Vorgesetzter schrieb in einer Auskunft über mich: „ Er ist ein selten befähigter Mensch, ein fleißiger und vor allen Dingen außerordentlich flinker und klarer Arbeiter. Er erfreut sich im Ratskollegium als Mitglied ungeteilter Sympathien, auch mit des Stadtverordnetenkollegium hat er sich bei all seiner Energie recht gut zu stellen gewusst“.

Am 30. 6.1914 bin ich vom Rate und den Stadtverordneten von Oschatz aus 40 Bewerbern zum Ersten Bürgermeister dieser Stadt gewählt worden. Am 1. August 1914 habe ich diese Stellung angetreten, genau 25 Jahre, bis 01.08.1939 habe ich dieser Stadt gedient.  Am 18. Juli 1916 bereits haben mich die Oschatzer auf Lebenszeit gewählt. 1. Weltkrieg, Revolution, Inflation, Arbeitslosigkeit, erneuter Umsturz, Hitlerzeit haben meine Oschatzer Dienstzeit begleitet und unendlich schwer gemacht. Trotzdem war es die schönste und befriedigendste Zeit meines Arbeitsreichen Lebens. Kein Beruf ist so vielseitig wie der des Bürgermeisters einer Mittelstadt; er muss Jurist, Kaufmann, Bankfachmann, Baumeister sein, im Elektrizitäts- und Gaswerk, in der Sparkasse, im Kranenhaus, im Schlachthof leitend tätig sein, sich gesellschaftlich führend bestätigen, ein guter Redner bei allen Anlässen, ein geschickter Debattekämpfer, mit der Feder gewandt, im Lebenswandel vorbildlich, gerecht, unermüdlich, für alle gleichmäßig da sein. Bei meiner Wiederwahl sagte die Oschatzer Presse: „De Wahl auf Lebenszeit ist nicht nur ein Dank für das bisher Geleistete, sondern auch ein Ausdruck des Vertrauens für weitere segenvolle Arbeit im Dienste der Stadt“. Der vorgesetzte Kreishauptmann erklärte bei der erneuten Vereidigung: „Ich weiß, dass Sie Ihr Amt treu wie bisher verwalten werden, sich bei Ihrem Amt nicht beeinflussen lassen durch Vor- oder Nachteile, durch Furcht oder Zufall“. Als ich das Amt zehn Jahre geführt hatte, schrieb die Oschatzer Zeitung: Rückwirkend muss man nur mit Anerkennung von der Tätigkeit unseres Ersten Bürgermeisters sprechen. Er hält an bewährten Alten fest, aber er reformiert entsprechend den Erfordernissen der Zeit.. Er hat den Befähigungsnachweis eines bewährten Städtischen Verwaltungsbeamten erbracht. Er kennt nicht die übliche Einstellung gegenüber den Einwohnern, die Trennung in Bürger und Arbeiter, sondern sieht in ihnen allen den Deutschen, den Bürger, und deshalb dient seine Arbeit der Gesamtgemeinde“. An meinem 50. Geburtstage schrieben die Blätter: „Glücklich und erfolgreich hat unser Erster Bürgermeister seit 16 Jahren die Geschicke der Stadt geleitet und sie durch alle Fährnisse der Kriegszeit, des Umsturzes und der Inflation hindurch gesteuert. Möge er weiterhin zum Segen unserer Stadt wirken“. Da ich, bis ich 1933 dazu gezwungen wurde, nie einer Partei angehört habe, konnte ich, wie mire einer meiner Ratmitglieder damals bestätigte,  „immer und überall klaffende Gegensätze mildern und ausgleichen“, und ein sonst sehr radikaler und kritikbereiter Journalist schrieb mir bei meinem Wegzug von Oschatz: „Ich werde Ihre liebenswürdige und entgegenkommende Art des Verkehrs nicht nur nicht vergessen, sondern auch stets mit wirklicher Bewunderung an Ihr Wirken als Stadtoberhaupt denken. Mit welcher Aufopferung und Umsicht Sie der wirtschaftlichen Not und den Ernährungsschwierigkeiten gesteuert und mit welcher Großzügigkeit Sie die  Geschäfte der Stadt geleitet haben“. Die Bürgerschaft hielt ohne Ausnahme immer treu zu mir und Schützen, Kleinkaliberschützen, Volkskundeverein, Meißer Sängerbund, Militärvereinsbund und andere ernannten mich zu Ihrem Ehrenmitglied. Auf Vorschlag der Aufsichtsbehörde wurden mir nach und nach 4 Orden verliehen. Als ich 1933 wie bisher parteilos bleiben und infolgedessen wohl oder übel mein Amt zur Verfügung stellen wollte, baten mich alle Kreise der Bevölkerung, nicht zuletzt kommunistische  und sozialdemokratische Stadtverordnete, der NSDAP beizutreten, um nicht einen radikalen „Alten Kämpfer“ Platz zu machen. und ihnen als bewährter Schutz und Schirm ohne Ansehen der Person erhalten zu bleiben. Gerade diese linksstehenden Bürger haben es mir nach dem Zusammenbruch infolge des 2. Weltkrieges unaufgefordert bestätigt, dass ich „viele Jahre in bester Harmonie mit ihnen gearbeitet habe und meine Amtsführung nie zu Differenzen zu ihnen geführt habe  ... Er hat für alle Einwohner ohne Ansehen der Person, des Standes, des Berufes, der Abstimmung gleichmäßig gesorgt und vor allem auch die Interessen der Minderbemitelten vertreten. Dadurch, dass er sich nie gegen alle Übergriffe der, Ungerechtigkeiten und Brutalitäten auch gegen die der Naziinstanzen gewehrt hat, ist er vom faschistischen Kreisleiter schwer verfolgt und schließlich aus seinem Amt gedrängt worden, der ihn jahrelang mit den gemeinsten Anschuldigungen und Verleumdungen verfolgt hat“. Infolge dieser Angriffe bin ich schließlich nach genau 25jähriger Tätigleit in Oschatz freiwillig in den Ruhestand gegangen, obwohl mich das Ministerium, die Stadtverordneten, die Bürgerschaft nicht gehen lassen wollte,

In vollen Ehren, mit bedeutendem Jubiläums-Geldgeschenk der Stadt, mit Orden und anerkennenden Zeitungsartikeln ging ich in Pension und zog nach Dresden. Ich habe in Oschatz die glücklichsten Jahre meines Lebens gehabt. 1921 fand ich in der Chemikerin an der dortigen Zuckerfabrik Elsbeth Baumgart meine geliebte Lebensgefährtin, meine beiden Jungen Constantin und Horst wurden mir am 7.11.1923 und 13.02.1626 dort geboren, meine Arbeit befriedigte mich völlig, ungezählte Freunde umgaben mich, ein frohes und geselliges Leben verschönte meine Mußestunden. Auch außeramtlich wurde ich geschätzt und geehrt. Im Kassenrevisionverband führte ich den ersten, im Landespensionsverband, Gasfernverband und der Landesbühne den stellvertretenden Vorsitz; ich war Kirchenpatron, Mitglied des Kreisausschusses in Leipzig, des Bezirkstages, des Bezirksausschusses, des Messeamtes, der Oberschulkommission, der Prüfungskommission für Gemeindebeamte, des Gemeindetages, des Verwaltungsausschusses des Arbeitsamtes usw. Es ist wohl kein Bürgermeistertag gewesen, an dem ich nicht ein großes Referat, das dann gedruckt wurde, gehalten habe. In Leipziger und in Oschatzer Zeitungen habe ich fachtechnische, historische und andere Artikel in großer Zahl veröffentlicht, auch Kommentare zur Sächsischen Städte- und Gemeindeordnung, zum Fürsorgeerziehungsgesetz usw. herausgegeben. Oschatz ist unter meiner Leitung, – das wurde mir immer wieder von allen Kreisen der Bevölkerung, von einfachen Arbeitern, Handwerkern, Geschäftsleuten, Beamten, Fabrikanten, Offizieren, von allen Einwohnern versichert, – eine schöne, wohlhabende, glückliche Stadt gewesen, und es erfüllt mich mit Dankbarkeit, Stolz und Zufriedenheit,, das ich diese meine Lebensaufgabe zur Zufriedenheit aller meiner Mitbürger erfüllt habe. Ich habe Oschatz nach 25jähriger Tätigkeit verlassen, ohne – außer dem ortsfremden Kreisleiter – einen Feind dort zu haben.

Nach meinem Ausscheiden aus dem Amte habe ich mich, – was zuvor durch die sonstige übermäßige Inanspruchnahme nur ungenügend möglich war, – ganz meiner geliebten Frau und meinen beiden lieben Buben widmen können und mich ganz in dieses große Glück versenken können. Ich habe mir in meiner geliebten Frau, – sie ist am 17.05.1897 In Lübs, Kreis Jerichow II als Tochter eines Landwirts geboren, der dann als Privatmann in Zerbst/Anhalt wohnte und starb, – den treuesten, fürsorglichsten, liebevollsten, nachsichtigsten und besten Lebenkameraden gefunden. Sie hat in Glück, Freude und Sonnentagen in Unglück, Not, Kummer und finstersten Zeiten treu zu mir gehalten. Wir haben gemeinsam und unzertrennlich gelacht und geweint, gejubelt und geklagt. Das Leben hat uns Tage unendlichen Glückes an den Bettchen unserer Kinder und Stunden der Verzweiflung nach ihrem Heldentode im 2. Weltkrieg gebracht, Ohne meine heißgeliebte Frau hätte ich all' die Mühen und Nöte meines Amtes, all' die Schicksalsschläge meines Alters nicht tragen können. Ihr habe ich allein zu verdanken, dass ich alles überstand.

Meinen beiden geliebten toten Söhnen sollen meine Schlussworte gelten. Nachdem uns Silvester 1922/23 ein Töchterchen schon bei der Geburt genommen wurde, jubelten wir glückselig, als im November 1923 schon als Ersatz unser „Constantin“ geboren wurde. Diesen Namen trug ich selbst neben dem Konrad und dem Franz meiner Großväter, doch nach dem Wunsch meiner Mutter, die im Ausland ein Kind mit deutschem Namen haben wollte, nicht als Rufname. Jetzt hatten wir ihn unseren Ältesten zum Andenken an die Stadt meiner Geburt und Sehnsucht, die ich durch Kriege, Revolutionen, Währungsverlust nie wiedersehen durfte, gegeben

Er war ein ruhiger, träumerischer, leicht begeisterter, fleißiger und ordnungsliebender Junge mit den Zügen der Mutter und meinen dunklen Augen. Als Unteroffizier , Offizierbewerber, Inhaber des Eisernen Kreuzes, vorgeschobener Beobachter der berittenen Artillerie ist er am 24.08.1943 in Russland südlich der Shisdra durch einen Grabentreffer in vorderster Front gefallen und nördlich Brijomsk auf einem Heldenfriedhof beerdigt worden. Unsere ganze heiße Liebe konzentrierte sich nun auf unseren Horst. „Ganz der Papa“ war bei ihm das Urteil der Leute. Frisch, frech, immer ein Lachen auf den Lippen, stand er mit beiden Beinen auf der Erde. Praktisch, nüchtern, hilfsbereit, selbstlos, mit einem weichen Herzen war er unser Sonnennstrahl, niemand konnte ihm bei aller Keckheit böse sein. Mit 16 wurde er uns genommen zum Dienst als Luftwaffenhelfer, beim Arbeitsdienst, zur reitenden Artillerie. Tierlieb, für Pferde begeistert wollte er Veterinär werden. Im Winter 1944 kam er in Feld, im östlichen Ostpreußen wurde er verwundet, in abenteuerlicher Fahrt kam er bis Gotenhafen, wo er nach Genesung in die Festungsbesatzung als Marineinfanterist gesteckt wurde. Als Gefreiter  und Veterinär-Offizierbewerber ist er am 13.03.1945 kurz nach seinem 19. Geburtstage im Schmelztale nordwestlich Gdingen im Schützengraben Opfer eines Baumschützen geworden. Ob und wo er beerdigt wurde, wissen wir nicht. Sein Tod hat unsere durch Konstantins Ende schon schwer erschütterte Gesundheit völlig untergraben. Wir sind seitdem alte, kranke Leute. Wir können nicht mehr lachen und froh sein.


Sammlung: Jürgen Jende

Wir vegetieren ohne Ziel, ohne Zweck, ohne Zukunft. ohne Wünsche und Hoffnungen; Wir stützen uns gegenseitig und sind doch beide innerlich so schwach, haltlos und arm. Mit unseren Jungen ist auch unser Leben vor dem Tode beendet. Ein reiches Leben endet nun so jammervoll. Zwei prächtige Söhne, jeder 1 m 88 cm lang und reich begabt, habe ich gehabt und geliebt, nun bin ich der letzte unseres alten Geschlechtes. Für meine Jungen habe ich gearbeitet, gespart, gesammelt, erworben, für jeden Tagebücher  von ersten Tage ihres Lebens geführt, ihnen täglich ins Feld geschrieben, ihre Erziehung und ihre Zukunft mit Sorgen und Sorgfalt bedacht, – alles umsonst, Das Glück, das  bis dahin meinen Weg begleitete, hat mich zum Schluss verlassen. Wie anders hätte ich mir gerade mein Alter vorgestellt nach allen Mühen, aller Arbeit einer schweren Jugend, eines Pflichtenreichen Mannesalters. Die mich kennen und lieben, sind schon zum größten Teil vom Tod abgerufen oder werden mir bald in ihn folgen. Es wird nicht lange dauern, so wird die Spur von meinen Erdentagen verweht, vergessen sein. Trost ist mir nur: Ich habe gelebt nach meinem Konfirmationsspruch: „ Siehe, die in den Schranken laufen, die laufen alle, aber einer erringet das Kleinod. So laufe denn, dass ihr es ergreifet“. – und damit endet mein „Lebenslauf“.

Dresden, den 8. September 1948

gez. Dr. Konrad Sieblist

 

Am 6. November 1958 starb meine geliebte Frau, meine treue Lebenskameradin an Gallen- und Leberkrebs unvermutet, ohne Schmerzen in meinen Armen. Nun bin ich ganz allen und verlassen. Ein reiches Leben - ein trauriges Ende.

 


aus Oschatzer Tageblatt und Anzeiger Nr. 166 vom 20.07.1916

Bürgermeister Dr. Sieblist auf Lebenszeit gewählt.

Der gestrigen Stadtverordnetensitzung ging eine geheime Sitzung beider städtischen Kollegien voraus, in der Bürgermeister Dr. Sieblist auf Lebenszeit gewählt wurde. Dr. Sieblist erhielt von diesem Entschlusse zu Beginn der Stadtverordnetensitzung durch Stadtrat Schulze Mitteilung und dankte sofort dem Kollegium für das durch die Wahl auf Lebenszeit ausgesprochene Vertrauen. Er führte etwa folgendes aus: „Durch de eben auf Lebenszeit erfolgte Wahl bin ich freudig überrascht, nach kaum zweijähriger Tätigkeit wird mir das Vertrauen der Stadt auf Lebenszeit geschenkt. Als ich vor zwei Jahren hierher kam, fand ich offengestanden nicht das hier, was ich, der in Frieden gewählt wurde, erhofft hatte. Anstatt Arbeit in Fried und Ruhe kam die schwere ernste Kriegszeit mit ihren unendlich schweren Aufgaben. Ich habe alle Kraft angespannt, um die Aufgaben, die sich mir entgegentürmten, zu bewältigen. Wenn ich auch manchmal nicht aller Beifall fand, so bitte ich zu berücksichtigen, das ich, ohne Rücksicht auf meine eigene und andere Personen nur danach gestrebt habe, der Allgemeinheit, dem Wohle der Gemeinde zu dienen und bei allen meinen Entschließungen stets das große Ziel der Allgemeinheit im Auge behalten habe. Meine Wiederwahl nach so kurzer Zeit zeigt mir, dass Sie mit dem von mir erreichten Erfolge einverstanden und zufrieden sind. Ich verspreche heute Ihnen, im selben Fahrwasser weiter zu arbeiten und für die weitere Zeit wie bisher alles dranzusetzen, das Wohl der Stadt zu fördern. Ich bitte Sie ferner mir, wie bisher, die Freundschaft zu bewahren, dann werden wir in segensreicher treuer Zusammenarbeit die sicher noch schwereren Zeiten als die bisherigen, denen wir entgegengehen, auch erfolgreich überwinden. Die Wiederwahl entspricht dem geheimen Wunsche von mir, das was ich in so schwerer Zeit geschaffen habe auch in Frieden und Ruhe wachsen und gedeihen zu sehen. Nochmals spreche ich Rat und Stadtverordnetenkollegium meinen herzlichen Dank für das Zeichen des Vertrauens aus und hoffe, dass unsere gemeinsame Arbeit auch fernerhin zum Wohle der Stadt gereichen möge.“

Die Wahl auf Lebenszeit gibt uns Veranlassung, die Tätigkeit Dr. Sieblist einer Würdigung zu unterziehen. Er trat sein Amt unter doppelt schwierigen Verhältnissen an, er kam im Kriege und fand leere Kassen. Um zu ermöglichen, dass die Steuern nicht erhöht wurden, zehrte man vorher alle Reserven, die greifbaren Vermögensfonds und Betriebsmittel auf und stand am Ende vor leeren Kassen. Dr. Sieblist, der die Lage sofort richtig erkannte, beschloss, nicht halbe Arbeit zu leisten, sondern tüchtig durchzugreifen und durch energische Maßregeln die Finanzen der Stadt wieder in geordnete Bahnen zu bringen. Dies brachte uns eine große Steuerlast, aber auch Sicherheit vor weiteren unliebsamen Überraschungen und unsere Stadtkasse wieder Betriebsmittel. Selbstverständlich waren die Einwohner über die Höhe der Steuern, die jetzt plötzlich die Summen mitenthielten, die früher zu wenig entrichtet wurden, wenig erfreut, aber ein anderes Mittel stand Dr. Sieblist nicht zu Gebote. Nur ganze Arbeit  konnte helfen, halbe NMaßnahmen hätten wohl augenblicklich die Wunde überdeckt, das übel aber nicht entfernt. Wäre der schwere Krieg nicht dazu gekommen, so wäre ja auch die Steuerlast nicht so schwer empfunden worden, heute aber haben wir die Gewissheit, über den Berg zu sein und uns wieder normalen Steuersätzen zu nähren: während andere Städte nach dem Kriege unseren Satz vom vorigen Jahre nicht nur erreichen, sondern sogar überschreiten werden.

Neben den Arbeiten, die die finanzielle Sanierung der Stadt erforderten, fand Dr. Sieblist noch Zeit, sich in meisterhafter Weise der Versorgung unserer Stadt mit Lebensmitteln zuwidmen. Unsere Kartoffelvorräte lassen die Bewohner der anderen Städte mit neidischen Augen nach Oschatz blicken. In weiser Voraussehung der kommenden schweren Zeit hat die Stadtverwaltung zur richtigen Zeit dafür gesorgt, dass mit unsern Bedarf an diesem wichtigen Lebensmitteln eindeckten und jetzt in der Zeit der Knappheit keine Not leiden, sondern unser täglichen Pfund Kartoffeln auch wirklich erhalten. Aber nicht nur für Kartoffel auch für Gemüse, für Fische und Heringe – für das Fleisch des kleinen Mannes – sorgte die Stadt. Deshalb sind wir besser gestellt als andere Städte und tiefgehende Verstimmungen der arbeitenden Bevölkerung sind uns erspart geblieben. Dadurch, dass das allgemeine Interesse in so hohem Maßedem Interesse einzener Erwerbsgruppen vorangestellt wurde, litten unbestreitlich ja einige unserer Handeltreiben, die Stadt hatte in manch wichtigen Versorgungsmitteln die Versorgung selbst in die Hand genommen und dadurch in der schweren Zeit den Umsatz jener Kreise geschmälert. Es geschah dies aber alles nur um der Allgemeinheit willen, wenn wieder normale Verhältnisse eintreten, so werden die Geschäftsleute selbstverständich die Konkurrenz der Stadt, die ja für ihre Versorgungstätigkeit keine Steuern zu zahlen hat und deshalb billiger arbeitet, nicht mehr zu fürchten haben. Jetzt augenblicklich aber werden alle Interessen der Allgemeinheit untergeornet, dadurch wird es aber auch ermöglicht. dass die wirtschaftliche Kraft der jetzt bedrohten minderbemittelten Kreise erhalten bleibt; diese wirtschaftliche Kraft wird dann in späteren Friedenszeiten auch wieder dem Handeslstande zu gute kommen. Deshalb können wir uns vom wirtschaftlichen Standpunkte aus mit Dr. Sieblists Tätigkeit voll einversstanden erklären und wollen hoffen, dass der Friede ihm recht bald Gelegenheit gibt, seine anerkannte Kraft, die ja. z.B bei der Reorganisation der Sparkasse sich so sehr bewährte, auch auf anderen Gebieten zu betätigen, zum Nutz und Frommen aller Kreise unserer Stadt.


 

10 Jahre im Amt

Am 2. August des Jahres vollendeten sich bei Bürgermeister Dr. Sieblist die ersten zehn Jahre seiner Tätigkeit als Bürgermeister von Oschatz. Zehn Jahre ein Amt zu bekleiden, rechnet man in normalen Zeiten niemand als ein Verdienst an. Die letzten zehn Jahre waren aber keine gewöhnlichen Zeiten. Vier davon waren schwere Kriegsjahre und auf den sechs folgenden Jahren lasteten die Folgen des Krieges zu drückend, dass man auch sie nicht als eigentliche Friedensjahre bezeichnen kann. In außergewöhnlichen Zeiten also, am 2. August 1914, am Tag des Eintritts Deutschland in den ersten Weltkrieg übernahm Dr. Sieblist die Leitung der Verwaltungsgeschäfte der Stadt Oschatz.


Bürgerschein


Anstellungsurkunde


Die Aufgaben, die dem neuen Stadtoberhaupt gestellt waren, wurden infolgedessen gleich von Anfang an um die neuen, täglich zunehmenden Pflichten, die der Krieg auch den Gemeindeverwaltungen auferlegte, vermehrt. Rückschauend auf das was unsere Stadtverwaltung in den Kriegsjahren zur Linderung der Kriegsnöte getan hat, muss man heute mit Anerkennung von der Tätigkeit des Bürgermeisters Dr. Sieblist sprechen. Dank seiner organisatorischen Befähigung hatte Oschatz seine Kohlen, seine Kartoffeln und seine übrigen notwendigen Lebensmittel. Dank seiner Fürsorge bekamen die Ulanen jedes Kriegsjahr ihre Liebesgaben und erhielten auch Oschatz' Söhne im Felde regelmäßig Weihnachtsgeschenke der Heimat. Auf vaterländischen Abenden hat der Bürgermeister die Einwohnerschaft während der Kriegsjahre in Eintracht zusammengeführt. Neben seiner die Maßnahmen zur Abwehr der Kriegsfolgen rechtzeitig bedenkenden Tätigkeit ordnete er  im ersten Jahr nach Amtsübernahme mit durchgreifender Hand die städtischen Finanzen. Es war nicht seine Schuld, dass damals damit zunächst ein Anziehen der Steuerschraube unvermeidlich verbunden sein musste. Als diese Maßnahme ihre Wirkung getan hatte, konnten die Steuersätze während des Krieges auch wieder herabgesetzt werden und die Bürger fassten neues Vertrauen in die Verwaltung der Stadt. Sicher ist wohl auch, dass durch die Herstellung klarer Verhältnisse  in unserer städtischen Geldwirtschaft diese sich in so guter Verfassung befand, dass der Währungsverfall die finanzielle Grundlage unserer Stadt nicht vollständig erschüttern konnte, sodass wenigstens noch eine Grundlage für eine gesunde Weiterentwicklung vorhanden ist. Wir wollen hoffen,  dass dann, wenn die Gemeinden wieder mehr steuerliche Selbständigkeit erhalten sollten, die finanziellen Fragen unserer Stadt unter Leitung Dr. Sieblists mit derselben ernsten Verantwortung gelöst werden, wie früher.
Hierher gehört auch, dass Dr. Sieblist die Reorganisation der städtischen Sparkasse nach modernen Gesichtspunkten durchgeführt hat. Er hält an bewährten Alten fest, aber er reformiert es entsprechend den  Erfordernissen der Neuzeit.

Einen Wunsch möchten wir hier einflechten. Wenn die Frage der Aufwertung infolge der wahrscheinlich zu erwartenden Änderung der dritten Steuernotverordnung an die Sparkasse herantritt, dann erwarten wir, dass man, abgesehen von den bei Land und Reich anhängig zu machenden Forderungen, sich wenigstens der sogenannten kleinen Sparer in großzügiger Weise annehmen wird, die ihre kleinen Vermögen der Stadtgemeinde in dem guten Glauben überließen, später in den Ruhejahren des Alters einen sicher angelegten Sparpfennig zu besitzen. Dabei handelt es sich um eine moralische und soziale Verpflichtung und wir zweifeln nicht, dass Bürgermeister Dr. Sieblist zur rechten Zeit an diese Frage ebenso entschlossen herangehen wird wie an andere Probleme, wobei er den Befähigungsbeweis eines bewährten städtischen Verwaltungsbeamten mehrfach erbracht hat.
Wir erinnern an die Beschaffung neuer Wohnungen, die Durchführung des Ferngasanschlusses, die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, die Einrichtung und Erhaltung der Volksküche, die abwägende Festsetzung der Reichsmieten, die Erneuerung der Schleusenanlagen, die Instandsetzung der Straßen, die Verschönerung der oberen Promenade verbunden mit einem Kinderspielplatz anstelle des großen Ratszwingers. Der Ruf eines sauberen, gesunden Städtchens, in dem Oschatz von jeher stand, ist von Dr. Sieblist zweifellos erheblich gefördert worden. Die Hoffnung, welche die Stadtväter  auf Dr. Sieblist setzen, als sie ihn aus Mittweida beriefen, wo er schon als Stadtrat segensreich gewirkt hat, dürfte sich im Wesentlichen erfüllt haben, Wenn man mit Dr. Sieblist nicht zufrieden gewesen wäre, hätte man ihn wohl nicht schon 1916 auf Lebenszeit gewählt. Nachdrücklich hat der Bürgermeister die Interessen der Stadt immer im Bezirksausschuss vertraten und dafür, dass ihm das Wohl der von ihm geleiteten wie aller sächsischen Städte am Herzen liegt, spricht auch die Tatsache, dass er ständiger Referent auf den Bürgermeistertagen ist. Die Tatsache, dass Bürgermeister Dr. Sieblist seine Amtsgeschäfte stets mit Entschiedenheit und Gewandtheit zu führen und sich auch in erregten Zeiten und schwierigen Situationen zu helfen gewusst hat,  können wir umsomehr anerkennen, als wir unsere Meinung auch offen gesagt haben, wenn wir anderer Meinung gewesen sind als der Bürgermeister, der, , das muss ebenfalls noch hervorgehoben werden, eine begründete Opposition objektiv einzuschätzen weiß. Erfreulich vor allen Dingen in der Haltung des Bürgermeisters ist seine Einstellung gegenüber den Einwohnern, die er nicht in „Bürger“ und „Arbeiter“  nach dem üblen Muster gewissser politischer Parteien trennt, sondern die er alle als Deutsche, als Bürger ansieht, soweit sie sich nicht selbst außerhalb des Volkes stellen.. Mehr als einmal hat sich Dr. Sieblist vor den Stadtverordneten in diesem Sinne ausgesprochen und wenn er an dieser wahrhaft deutschen und vaterländischen Auffassung festhält, dann ist schon die wichtigste Voraussetzung  dafür erfüllt, dass seine Arbeit, die er in Gemeinschaft mit den städtischen Beamten und den städtischen Kollegien für das Wohl der Gesamtgemeinde leistet, weiter erfolgreich sein und die Bürger zufriedenstellen wird.

Im Anschluss an die heutige Verfassungsfeier der Behörden versammelten sich Vertreter des Rates, der Stadtverordneten und der Städtischen Beamtenschaft im Arbeitszimmer des Bürgermeisters auf dem Rathaus, um ihn aus Anlass der zehnjährigen Wiederkehr seines Amtsantritts zu beglückwünschen. In einer feierlichen Ansprache  würdigte Bürgermeister Schulze die Tätigkeit seines Oberkollegen. Zur Erinnerung an den heutigen Gedenktag überreichte er ihm „das schwarz-gelbe Buch der Stadt Oschatz“, das die Namen der  Ratsmitglieder seit 1447 und die Namen der Stadtverordneten seit ihrem Bestehen 1830 enthält. Als zweiter Redner  überbrachte Stadtverordnetenvorsteher Franke die Wünsche des Kollegiums. Dabei hob auch er die Verdienste des Bürgermeisters hervor. Die Wünsche der Beamtenschaft übermittelte Girokassendirektor Jahn. Stadtrat Haschke überreichte dem Bürgermeister einen Sonderdruck der  Innungsbriefe aus den ältesten (erhaltenen) Stadtbuche von Oschatz. Stadtrat Göthel gedachte der guten Beziehungen  zwischen Stadtbehörde und Presse. In seinen Dankesworten versicherte Herr Dr. Sieblist, dass  ihm die Stadt Oschatz als eine Wirkliche Heimat ans Herz gewachsen sei, für die er  sein Bestes wie bisher so auch in Zukunft einzusetzen gedenke. Besonders erfreue ihn das ehrende Gedenken von seiten des ansässigen Mittelstandes. Mit den Beamten der Stadt wolle er im Verhältnis treuer Mitarbeiterschaft für „der Stadt Bestes“ harmonisch zusammenarbeiten. Das Zimmer des Bürgermeisters war zum Zeichen des Festes mit Blumen geschmückt worden.



Private Erinnerungen von Christian Tappe an seinen Onkel Dr. Konrad Sieblist
 
„Er war außer einem guten Bier auch einem guten Wein nicht abgeneigt. Nun waren die Zeiten in den 50er Jahren diesbezüglich sehr schlecht. So hat er angefangen selbst einen Wein zu produzieren – und das in relativ großen Mengen. Als Zutaten nahm er Kunsthonig und Weinhefe, woraus eigentlich ein altgermanischer Met entsteht. Dazu beschaffte er sich auch all die notwendigen Utensilien, um die Gärung in Gang zu bringen, was mich als Kind faszinierte. Meine Mutter bekam einmal davon einige Flaschen geschenkt. Als sie meinem Patenonkel, dem „berüchtigten“ Feinschmecker Professor Fritz, davon einen „Haute Sauternes“ anbot, hat dieser dankend abgelehnt. Es war vermutlich doch kein so edler Tropfen geworden…

"In den 20er Jahren des vorigen Jahrhundert, als Dr. Sieblist erst kurze Zeit verheiratet war, besuchte er mit seiner Frau eine Synagoge. Ich glaube es war in der Prager Josefstadt, dem bekannten historischen Judenviertel. Er hatte während seiner Schulzeit mehrere humastische Gymnasien besucht und unter anderem auch Hebräisch gelernt. Dort entdeckte er eine hebräische Inschrift, die er seiner Frau vorlas. Das hörte ein vorbeikommender Rabbi, welcher ihn daraufhin fragte, ob er auch "einer von ihnen" sei. Diese Vermutung soll ihn sehr mit Stolz gemacht haben."



1930 mit der Familie


Strandleben


1942


1960 in der Oberlausitz


Es lebe der Sport !

1965



Belege aus dem Nachlass des Bürgermeisters Herrn Dr. Konrad Sieblist. Er starb im Jahr 1969 in Dresden.
 

 
 


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