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Seine chronologischen Aufzeichnungen über die Stadt aus den Jahren von 1860 bis 1901 veröffentlichte Dr. Manfred Schollmeyer in einem Buch. Folgender Bericht war in der Oschatzer Allgemeinen Zeitung über den Bäckermeister Knape zu lesen.

 
Wer war Friedrich August Knape?

Der Name Knape ist zumindest den älteren Oschatzer Bürgern noch heute ein Begriff. Verbinden sie doch mit dem Namen die „Likörfabrik und Weinhandlung“ in der Altoschatzer Straße 13. Die Geschichte der Familie Knape geht aber in Oschatz auf den Bäckermeister und Chronisten Friedrich August Knape (1836-1905) in der Hospitalstraße Nr. 23 zurück. Wer war Friedrich August Knape und wo liegen dessen Wurzeln?
Die Familie Knape stammt aus Teuchel, heute ein Stadtteil der Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt. Hier erblickte der Ur-Vater der Knapes, Andreas Knape, 1678 das Licht der Welt. Er heiratete 1726 Anne Dorothea Arendt in Wahlsdorf, ein Dörfchen zwischen Jüterbog und Dahme/Mark gelegen und war dort bis zu seinem Tode 1739 ansässig. Sein Enkel, Johann Martin Knape, begründete um 1800 mit seiner Frau Johanna Eleonora Görschner, Tochter eines Sägeschmieds aus Wittenberg, die Bäckertradition der Familie Knape in Wur-zen. Der älteste Sohn, der 1810 geborene Johann Friedrich August Knape, erlernte wie sein Vater das Bäckerhandwerk, heiratete am 13. November 1834 die Oschatzerin Johanna Amalia Littmann und führte das Bäckerhandwerk in Wurzen fort. Nach der Geburt des 5. Kindes 1844 starb Johanna Amalia Littmann 32jährig im Wochenbett. Der erste Sohn der Familie, der seit 1860 in Oschatz wirkende Bäckermeister und Chronist Friedrich August Knape wurde am 30. Juli 1836 geboren. Nachdem er mit 8 Jahren seine Mutter verloren hatte, verstarb sein Vater 3 Jahre später an einer Darmentzündung. Schon früh, ohne elterliches Zuhause, verließ Friedrich August Knape nach der Schul- und Lehrzeit seine Heimatstadt Wurzen.
Am 20. Juni 1860 kam er von Rochlitz, wo er 1 ½ Jahre als Geselle gearbeitet hatte, nach Oschatz, um sich selbstständig zu machen. Dafür musste er Bürger der Stadt werden. Am 29. Juni 1860 erhielt er von Bürgermeister Ernst Wilhelm Stübel die Bürgerrechte. Schon in der folgenden Nacht buk er sein „Meisterstück“ und erhielt am 30. Juni 1860 mit Handschlag das Meisterrecht von Obermeister Gottlieb Püschel in der Brüderstraße Nr. 2 zugesprochen.
Am 1. Juli 1860 eröffnete der junge Bäckermeister mit einem Gesellen und einem Dienstmädchen als Pächter die Bäckerei seines Großvaters Heinrich Sigismund Littmann in der Hospitalstraße Nr. 23. Nach dessen Tod ging die Bäckerei 1861 in seinen Besitz über.

 

Friedrich August Knape heiratete am 18. Oktober 1860 Berta Auguste Kayser, die Tochter eines Oschatzer Tuchmacher- meisters. Aus der Ehe gingen drei Söhne und zwei Töchter hervor.
Das Leben der Familie war geprägt von den miserablen Wohnverhältnissen und den Unzulänglichkeiten in der Bäckerei sowie den damit ständig notwendig werdenden Um- und Ausbauten. Die schweren Anfangsjahre und der Tod der beiden Töchter Emma und Anna beeinträchtigten wohl den Gesundheitszustand von Berta und Friedrich August Knape dauerhaft. Vor diesem Hintergrund ist wohl auch zu verstehen, dass Friedrich August Knape seine Wiederwahl zum Obermeister der Oschatzer Bäckerinnung 1882 ablehnte.

Die Söhne Hermann und Ernst suchten ihr berufliches Fortkommen in Oschatz. Hermann Knape hatte das Bäckerhandwerk erlernt und übernahm Mitte der 1890er Jahre von seinen Eltern die Bäckerei, die er bis 1919 führte. Im gleichen Jahr verkaufte er das Geschäft an den Bäckermeister Curt Hofmann, der das Grundstück aber nach kurzer Zeit an den Sattlermeister Willy Kettner veräußerte. Willy Kettner betrieb sein Gewerbe bis 1974. Das baufällige Haus musste 1997 dem Neubau „Tuchmacher Hof“ weichen.
Ernst Knape hatte den Beruf eines Glasers erlernt und kaufte 1905 von Robert Richter die „Destillation und Weinhandlung“ mit Schankkonzession in der Altoschatzer Straße 13. Mit seinen Destillaten und Weinen wurde das Geschäft bald weit über die Grenzen der Stadt bekannt. Sein Sohn Fritz übernahm den Betrieb 1955 und führte ihn bis zur Schließung 1963 weiter.
Friedrich August Knape fand zwischen 1860 bis 1901 noch die Zeit, neben seinen familiären Aufzeichnungen die ihm wichtigsten Ereignisse in unserer Stadt in einer Chronik niederzuschreiben. Er starb am 30. Mai 1905 in Oschatz, seine Frau folgte ihm am 05. August 1908.
Die Aufzeichnungen und die Chronik verblieben in der Familie. Fritz Knape und seine Ehefrau Elfriede überließen 1958 eine Fotokopie der handschriftlichen Dokumente dem Oschatzer Stadtarchiv und dem Stadt- und Waagenmuseum Oschatz. Die Originale befinden sich heute im Besitz ihrer Tochter Friederike Huhn.

Dr. Manfred Schollmeyer

 


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